Jahresbericht 2018
Unser Heim-Manager Korshed (in der Facebookgruppe BONDHU BILDER gibt es mehr Bilder)
Vielen Dank allen Freunden und Unterstützern des Bondhu-Projektes! Das Projekt ist weiterhin ein voller Erfolg.
Auch in diesem Jahr lag der Fokus darauf, die bestehenden Strukturen des Bondhu-Projektes zu sichern und nachhaltig zu gestalten. Das Projekt wird
vor Ort weiterhin von Chanchala Mondal, Shyamal Adhikary und ihrer NGO Shapla Mohila Sanstha betreut. Sie treffen alle wichtigen Entscheidungen in enger Absprache mit mir.
I. Im Bondhu Heim leben im Augenblick 22 Jungen im Alter zwischen 6 und 14 Jahren. Ihre Leistung in der Schule liegt weit über dem Klassendurchschnitt. Jishan ist sogar Schulbester. Den März über war ich wieder einen Monat in Bangladesch. Ich habe zahlreiche Gespräche mit Müttern und Kindern geführt und den Eindruck gewonnen, dass das Projekt von allen Seiten sehr gut aufgenommen wird. Der Zugang zu Bildung, die Eingliederung in die Gesellschaft und die Möglichkeit, in einem sicheren, beschützten Umfeld aufzuwachsen, ist für die Mütter und Kinder von größter Bedeutung. Wichtigster Grundpfeiler für eine Begegnung auf Augenhöhe ist dabei, dass sich Mütter und Kinder jederzeit besuchen können und die Mütter ihr Kind selbstverständlich auch jederzeit aus dem Heim nehmen könnten. Wir haben im Bondhu-Heim nun wieder einen 2. Betreuer eingestellt, der die Kinder gemeinsam mit dem bisherigen Heim-Manager betreut. Außerdem haben wir einen neuen Kühlschrank angeschafft.
II. Durch das Ausbildungsprojekt für Mädchen, die minderjährig aus der Prostitution befreit wurden, ermöglichen wir 30 jungen Frauen eine Näh- und Stickausbildung. Die Mädchen im Alter zwischen 14 und 20 Jahren leben im Augenblick in einem gefängnisartigen Regierungsheim. Sie haben nur dann eine Perspektive entlassen zu werden, wenn sie einen Beruf erlernt haben, von dem sie leben können. Im vergangen Jahr haben wir die Zusammenarbeit mit anderen NGOs ausgebaut, so dass zum Beispiel die Kosten für die Ausbilderin inzwischen nicht mehr von uns getragen werden. In Gesprächen mit den jungen Frauen haben wir ermittelt, wie wir das freigewordene Budget am sinnvollsten einsetzen können. Auf Wunsch der Frauen haben wir eine Sozialarbeiterin engagiert, die die oft schwer traumatisierten Frauen nun dreimal wöchentlich besucht. Außerdem erhalten die Mädchen nun einmal wöchentlich Gesangs- oder Tanzunterricht.
III. Die Gesamtsituation für die Kinder der Prostituierten hat sich durch das Engagement unserer Partnerorganisation Shapla Mohila Sangstha (SMS) deutlich verbessert. Damit Vorschulkindern betreut werden können, ohne sie von ihren Müttern zu trennen, organisiert SMS – vor allem finanziert von der NGO Save the Children - Kindergärten in zwei Bordellen.
IV. Als selbstbestimmte, kleine NGO können wir Menschen in Notsituationen unbürokratisch helfen. Auch dieses Jahr haben wir wieder zahlreiche Einzelfallhilfen geleistet. So finanzieren wir Nodi, welche für ihre Mutter im Bordell arbeiten sollte, weiterhin das Studium an einer technischen Hochschule. Apu, die wir aus dem Regierungsheim holen konnten und der wir eine Ausbildung zur Schneiderin ermöglicht haben, hat inzwischen geheiratet. Ich habe sie und ihre neue Familie getroffen und sie schien sehr glücklich mit ihrer Lebenssituation zu sein. Hafeza, die wir vor einigen Jahren aus dem Bordell befreien konnten, nachdem sie von ihrer Madame schwer misshandelt wurde, ist seit einiger Zeit wieder bei ihrer Familie. Da die Familie sehr arm ist, hat das Bondhu-Projekt sie mit dem Kauf einer Kuh unterstützt. Außerdem wird Hafeza wahrscheinlich die freigewordene Stelle der Haushälterin im Bondhu-Heim übernehmen. Vor einigen Jahren hatten wir uns dafür eingesetzt, dass Hafezas Verschleppung in die Prostitution strafrechtliche Konsequenzen hat. Der Menschenhändler, der Hafeza verkauft hat, sitzt gerade in Untersuchungshaft.
Der Hand in Hand global e.V. hat das Bondhu Projekt für die ersten Jahre des Projektes unter sein Dach genommen und war damit ein wesentlicher Pfeiler für den Erfolg des Projektes. Vielen Dank an Melanie, Alice, Jette und Laura für das Vertrauen und die zusätzliche Arbeit! Nun war es Zeit, dass das Bondhu Projekt auf eigenen Beinen steht, und so haben wir dieses Jahr in Absprache und auf Wunsch von Hand in Hand Global unseren eigenen Verein gegründet: den Bondhu Förderverein Deutschland. Vielen Dank bei dieser Gelegenheit nochmal an die tollen Mitgründer! Ich freue mich sehr auf die gemeinsame Arbeit. Herzlichen Dank auch an die Juristen (die nicht genannt werden wollen), die uns, pro bono, bei der Ausarbeitung der Satzung und vielem mehr unterstützt haben. Die Gemeinnützigkeit der Satzung wurde bereits vom Finanzamt bestätigt und der Verein ist im Vereinsregister eingetragen. Für die Spender, die über Betterplace spenden, ändert sich nichts. Die Kontonummer für alle anderen Spender werde ich im neuen Jahr posten.
Ich danke dem Hand in Hand global e.V. für die Unterstützung in den ersten Jahren und wünsche dem Verein, seinen Mitgliedern und den Menschen für die er sich engagiert von Herzen das Beste.
Im nächsten Jahr werden wir anfangen die Fühler Richtung staatlicher Fördergelder auszustrecken, um das Projekt schrittweise über die nächsten drei Jahre auszubauen. Ich werde dazu schreiben, wenn die Pläne weiter gediehen sind.
Ich wünsche Euch allen einen guten Rutsch und ein frohes neues Jahr.
Vielen Dank und herzliche Grüße, Michael Kranz